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Hofleben-Performance, Halunkenburg, Coloured Nature, Gaukelschaukel und Halunken-Theater live at its best in Hof an der Saale, Oberfranken

Presse

Aus den Anfängen der Stadt Hof
Von Sabine Gebhardt

Der Verein Hofleben e.V. hat es sich zur Aufgabe gemacht, eines der ältesten Häuser von Hof zu bewahren.
Zudem macht er die "Halunkenburg" zu einer Stätte für Kunst und Kultur.

Hof - Die "Halunkenburg" ist rot geworden. Genauer gesagt: Die Fassade des Hauses in der Auguststraße prangt nun in einem warmen, dunklen Purpurrot, graphisch abgesetzt mit weißen und braunen Elementen. Die Gestaltung und auch die Ausführung der Arbeit ist ein Werk von Hans-Norbert Diehl. Der Dortmunder Performance-Künstler hatte das Anwesen im Jahr 2007 gekauft und dem im Jahr 2004 gegründeten Verein Hofleben übertragen. "Das hat er getan unter der Auflage, die Halunkenburg öffentlich zugänglich zu machen und ein Museum einzurichtet", berichtet Ulrike Kolb, die Vorsitzende des Vereins, im Gespräch mit unserer Zeitung.

Die Halunkenburg ist vielen Hofern ein Begriff. Für Ulrike Kolb ist sie verbunden mit einem sentimentalen Blick zurück, denn sie selbst verbinden viele Erinnerungen mit der ehemaligen Kultkneipe in dem geschichtsträchtigen Anwesen.
Denn die Halunkenburg ist sehr alt. Das Vorderhaus geht zurück auf die Zeit um das Jahr 1230 und damit auf die Zeit der Stadtgründung Hofs. Die Historie des Anwesen ist das, was Ulrike Kolb und die Mitglieder des Hofleben e.V. so fasziniert. Denn von der Architektur her sind die alten Bauelemente noch heute vorhanden. Die Gebäude waren allerdings, als der Verein einzog, in desolatem Zustand.

Verschiedene Epochen

Ulrike Kolb, die Vorsitzende des Vereins Hofleben, freut sich, dass schon viele Hofer die frisch renovierte Fassade der Halunkenburg in der Auguststraße gelobt haben. Auch im Innern des Anwesens wurde schon vieles renoviert, aber es gibt auch noch sehr viel zu tun. Foto: sg

Dem Vorderhaus, dessen zwei große und tiefe mittelalterliche Keller erhalten sind, schließen sich nach hinten, in Richtung zum Sigmundsgraben, ein gotisches Stallgebäude für Kleinvieh (erbaut um 1470) und ein barockes Stallgebäude für Pferde (um 1650) an; in beiden sind die ursprünglichen Kreuzgewölbe noch vorhanden. Diese Gebäudeteile stehen übrigens auf der historischen Stadtmauer von Hof, die ebenfalls auf 1230 datiert wird. Insgesamt, berichtet Ulrike Kolb, hat das Anwesen eine Nutzfläche von 1000 Quadratmetern.

Das Anwesen wirkt überraschend großzügig mit großen Fluren und einem geräumigen Treppenhaus, allerdings auch mit verwirrenden Zu- und Abgängen zu Zimmern. Vieles hat der Verein in Eigenarbeit bereits saniert, so die ehemalige "schwarze Küche" im gotischen Haus. Eingezogene Zwischenwände wurden entfernt, die nur noch in Fragmenten zu erkennende Feuerstelle samt Rauchfang wiederhergestellt. Dieser Raum wie auch die frühere Gaststube und der mit Säulen abgegrenzte Flur im Vorderhaus werden von Vereinsmitgliedern für private Feiern genutzt. Dafür wird noch eine großzügige Küche eingerichtet. Mitglieder sollen zudem die Gästezimmer und ein Atelier im Haus benutzen können.

Doch auch für die Öffentlichkeit schafft der Verein Möglichkeiten, das Haus zu besuchen, bei kulturellen Veranstaltungen wie Ausstellungen, und Kunstaktionen aller Art. Wie Ulrike Kolb erklärt, fasst der Verein den Begriff Kultur dabei sehr weit auf, wie in Nietzsches Zitat "Kultur ist Einheit des künstlerischen Stils in allen Lebensäußerungen eines Volkes". So gehörten Musik, Theater, Tanz, aber etwa auch ein Spieleabend als eine kulturelle Lebensäußerung dazu.

Gebäude als Museum

Parallel zur Sanierung sammeln die Vereinsmitglieder Dinge, die zum Haus passen und die das künftige Museum ausstatten sollen. Wobei das hauptsächliche Museumsobjekt das Gebäude selbst sein soll. Die Renovierungsarbeiten finanzieren die insgesamt rund 60 Mitglieder selbst. Ulrike Kolbs Begeisterung gilt aber nicht nur der Halunkenburg, sondern dem gesamten Stadtgebiet an dieser Stelle. Sie freut sich, dass in der Auguststraße auch andere Häuser hergerichtet werden. Sie sagt: "Die Straße verändert ihr Image. Hier spürt man wieder das alte mittelalterliche Flair mit den Häusern und dem Kopfsteinpflaster. Nachts ist es total ruhig; es steht nicht alle paar Meter eine Straßenlampe. Man spürt die Geschichte der Straße."

Aus der Chronik des Hauses

Laut der Chronik von Helmut Schuh ("Zu Gast in Hof", aus dem Jahr 2000) existierte 1859 in dem Haus ein Weinlokal; der Besitzer Christian Reinhardt war auch einer der 56 Brauberechtigten. Ernst Reinhardt meldete 1881 eine Kommun-brauschänke an. Im Juli 1927 gab der Gastwirt Ernst Neumeister bekannt, dass er die neu renovierte Gastwirtschaft Halunkenburg sowie eine Metzgerei und Wurstfabrikation eröffnet hat. Von 1986 bis zur endgültigen Abmeldung hieß die Gastätte "Alt-Berlin".

 

Frankenpost / Erschienen am 12.11.2010